Seit die Künstliche Intelligenz (KI) auf der Bildfläche erschienen ist, wird das Schreiben gerne zum technischen Vorgang degradiert. Doch wir sollten erkennen und wertschätzen, was einen unverwechselbaren Text wirklich ausmacht: das sprichwörtliche „Ausdenken“ und das Ringen mit dem Stoff.
Bewegen wir uns auf einen Markt zu, in dem der Wert von Texten sich vor allem daran bemisst, wie gut wir KI-Tools bedienen können? Oder werden menschliche Einfallsgabe und Sprachempfinden weiterhin geschätzt und honoriert?
Diese Frage beschäftigt wahrscheinlich alle Freiberufler:innen, die mit Texten im Kosmos der PR, Corporate Communications und Public Affairs ihr Brot verdienen.
Ich hoffe, dass wir vor lauter KI-Verklärung Wesentliches nicht aus dem Blick verlieren: Zwar sind Inhalte der interessengetriebenen Kommunikation letztlich immer „Verkaufstexte“, da sie um Rückhalt für ein Unternehmen, seine Strategie oder bestimmte Positionen werben.
Trotzdem ist ihr Entstehen mehr als nur kühle Mathematik, allemal in der Führungskommunikation.
Eingebung ist unberechenbar
Kein Redemanuskript, kein branchenpolitischer Aufsatz und auch kein halbwegs anspruchsvoller LinkedIn-Artikel lässt sich allein durch smarte Prompts auf Flughöhe bringen.
Die KI kann helfen, das Stück zu strukturieren und es am Ende sprachlich zu polieren. Doch zuvor müssen solche Texte im wahrsten Sinne des Wortes „erdacht“ werden.
Das Schweifen durch die Materie, der innere Monolog am Skript, der Geistesblitz: Diese Dimension des Schreibens lässt sich nicht berechnen und nicht skalieren.
Wir sollten uns davor hüten, das Schöpferische unserer Arbeit allzu willfährig dem Effizienz-Diktat der KI-getriebenen Kommunikation zu unterwerfen.
In Anlehnung an Heinrich von Kleist: Texte einer gewissen Güte und Originalität reifen dort, wo Raum bleibt für die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben.
Dieser Beitrag ist in leicht verkürzter Form zuerst auf LinkedIn erschienen.
Illustration erstellt mit KI (DALL-E via ChatGPT)
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