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Verteidigung: Ist die Kommunikation gewappnet?

Wir leben nicht mehr im Frieden. Verdrängen ist keine Strategie. Unsere Demokratie muss lernen, über Verteidigungsfragen ins Gespräch zu kommen. Auch Unternehmen werden kommunikativ gefordert sein.

Ab dem heutigen Donnerstagabend kommt es in meiner Stadt zu einem sonderbaren Nebeneinander zweier Ereignisse. Während das Filmfest Hamburg die Scheinwerfer anknipst und den roten Teppich für die Stars ausrollt, beginnt im Nachtschatten der Hansestadt ein vollkommen anderer Streifen, nämlich das Bundeswehrmanöver Red Storm Bravo.

Wenn Fiktion auf Realität trifft: Drehbuch „Ernstfall“

Anhand einer simulierten Verlegung von NATO-Streitkräften an die Ostflanke des Bündisgebietes wird in Hamburg in den kommenden Tagen das Zusammenspiel von Militär und zivilen Akteuren geprobt. Das Drehbuch für die Bundeswehrübung diktiert eine Bedrohungslage, die nicht mehr fiktiver Natur ist. Russische Kampfjets über Estland, Drohnenanflüge auf Polen und die Airports unserer skandinavischen Nachbarn, Ausspähversuche und Sabotageakte an deutschen Häfen und Bahntrassen.

Wie gehen wir mit diesen Aggressionen neuen Kalibers um? Mich beschäftigt das Thema Landesverteidigung zuallererst als Bürgerin. Seit einem Besuch mit dem PR Club Hamburg beim Landeskommando Hamburg im Frühjahr 2025 kreisen meine Gedanken aber auch um Fragen der Kommunikation.

Demokratie unter Spannung: Das Unaussprechliche besprechen

Wie lernen wir als Gesellschaft, Szenarien zuzulassen, die wir uns eigentlich nicht ausmalen möchten? Wie machen wir den (hoffentlich nie eintretenden) Kriegsfall besprechbar, ohne in Abwehrstarre oder Panik zu verfallen? Wie streiten wir zivilisiert über Konfliktpunkte wie Wehrpflicht oder emporschnellende Rüstungsausgaben?

Unsere Demokratie ist zermürbt. Hybride Attacken haben bereits tiefe Schneisen in unser Miteinander geschlagen. Schaffen wir es, über einer so existenziellen Angelegenheit wie der von Krieg und Frieden wieder zusammenzurücken? Gibt es das noch – einen Wertekern, um den sich die Deutschen in dieser ernsten Lage versammeln? Was wäre die Erzählung dafür?

Verteidigung: Unternehmen in der Mitverantwortung

Worüber ich auch nachdenke: Welche Aufgabe fällt dabei den Unternehmen zu? Sind sie Mitwirkende an diesem Dialog? Bei Red Storm Bravo werden nicht allein Kolonnenfahren und die Bergung Verletzter geübt. Das Manöver dient auch der mentalen Annäherung zwischen Militär und Zivilgesellschaft. Konzerne wie Airbus oder die HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) sind mit ihren Infrastrukturen schon eingebunden.

Aber auch andere Firmen haben Sicherheit und Verteidigung plötzlich auf dem Radar; mindestens als „Issue“, manche sogar als weiteres Geschäftsfeld. Medien berichten über ein wachsendes Interesse der Wirtschaft an den Austauschformaten der Bundeswehr. Etwas ist in Bewegung gekommen. Offenbar sucht man auch nach einer gemeinsamen Sprache.

Abwehrbereit: Kommunikation ist ein Schlüssel

Das ist gut. Und es dürfte demnächst zu erhöhtem Informations- und Erklärungsbedarf in den Unternehmen selbst führen. Es wird um das Vermitteln von Eventualitäten und Resilienzstrategien gehen. Auch darum, wie Arbeitgeber und Beschäftigte ihre Rollen in einer aufgeklärten Verteidigungsgesellschaft begreifen.

Da kommt etwas auf uns zu, auch auf die Kommunikation.


Szenenbild: KI


Nicola Karnick war angestellte Kommunikationsberaterin und Redenschreiberin und arbeitet heute als freischaffende Autorin und Ghostwriterin in Hamburg. Sie schreibt im Auftrag Dritter aus Wirtschaft, Kultur und Politik – und unter eigenem Namen auf diesem Blog. Ihre Beobachtungen zur Entwicklung von Sprache und Diskursen in Gesellschaft und Arbeitswelt teilt sie auch auf LinkedIn und via Substack.


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